Hamburger Morgenpost vom 01.10.07

Diese Intrigen machen Spaß!
„Die lustigen Weiber von Windsor“

Werfen Sie alles über Bord, was sie von der Oper wissen. Und wenn Sie nichts wissen – umso besser! Denn im neuen Opernloft des Jungen Musiktheaters bedeutet Oper vor allem eines: ganz unvoreingenommen Spaß zu haben. Und den hat man auch bei Otto Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor“.

Regisseurin Inken Rahardt hat nicht nur ein versiertes Händchen für treffsichere Situationskomik, sondern in ihre zusammen mit Susann Oberacker erstellte Textvorlage auch gleich eine hübsche Portion Musikgeschichte eingewoben.
So erfahren wir bei diesem Verwirrspiel rund um den schmierigen Möchtegern-Frauenhelden Falstaff auch gleich etwas über die Entstehung des Stücks und über die Frauengeschichten des Komponisten. Zu diesem Zweck schlüpfen die vier Sänger mal kurz aus ihren Rollen heraus – Handlungsbruch mit Bildungswert.

Und die Handlung selbst? Jennifer Rödel und Feline Knabe schmieden mit Wut und Witz sangeskräftige Intrigen. Wilhelm Adam wird als eifersüchtiger Ehemann an der Nase herumgeführt, während Alexander Schattenbergs possenreiches Spiel mit Hirschgeweih keine Zweifel an seinem Falstaff aufkommen lässt: Hier tönt ein voller Bass aus hohlem Geist.
Mit nur drei Musikern – Markus Bruker am Klavier, Tim Beger an der Klarinette und Eduard Mnatsakanov am Cello – und einer Spiellänge von nur 90 Minuten beweist diese Inszenierung, dass wenig auch mal ganz schön viel sein kann.

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